Was können fachspezifische Studierfähigkeitstests für MINT-Fächer leisten?

Studierfähigkeitstest MINT erhöht die Motivation
Studierfähigkeitstest MINT erhöht die Motivation

Die Situation in den MINT-Studiengängen

In Deutschland sind die Studienabbruchquoten in den MINT-Studiengängen nach wie vor sehr hoch – mehr als jede*r vierte Studienanfänger*in bricht vorzeitig ab, wie Studien zeigen. Als Grund werden am häufigsten Leistungsprobleme genannt. Das passt auch mit den Aussagen von Professor*innen aus den MINT-Fächern zusammen, die über die mangelnde Studieneignung ihrer Studierenden klagen.

So sollen den Studierenden in ingenieurwissenschaftlichen Fächern zum Beispiel Schulkenntnisse insbesondere der Mittelstufen-Mathematik fehlen. Wünschenswert wäre es also, Stärken und Defizite von Studieninteressierten bereits vor Studienstart zu identifizieren, um diese frühzeitig zu fördern und über die bevorstehenden Anforderungen informieren zu können.

Im Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 19.12.2017 wurde zudem für bundesweit zulassungsbeschränkte Studiengänge wie Medizin die Verwendung weiterer Auswahlkriterien neben den Noten der Hochschulzugangsberechtigung gefordert. Dabei sollen diese Auswahlkriterien strukturiert, standardisiert sowie am Kriterium der Eignung orientiert sein, was in der Regel durch einen Studieneignungstest, wie zum Beispiel dem „Medizinertest“ (TMS) oder im Fall der Pharmazie durch den Pharmazie-Studieneignungstest (PhaST) erfüllt wird. Nach diesem Urteil haben einige Bundesländer ihre Hochschulgesetze dahingehend angepasst, dass zusätzliche Auswahlkriterien auch bei lokal zulassungsbeschränkten Studiengängen verwendet werden sollen, zu denen auch einige MINT-Fächer gehören. Die Bedeutung von fachspezifischen Studieneignungstests ist also auch im Bereich der MINT-Fächer deutlich gewachsen.

Der BT-MINT und der ITB-NAWI

Die Entwicklung solcher fachspezifischer Studieneignungstests hat im ITB nicht nur in der Medizin und den Wirtschaftswissenschaften eine lange Tradition. In den Jahren von 1979 bis 2002 wurden auf Basis einer Vielzahl von Anforderungsanalysen ein Test für den Studiengang Pharmazie, studienfeldbezogene Beratungstests für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften sowie ein Eignungstest für die Informatik entwickelt und umfassend evaluiert.

Auch heute sind im MINT-Bereich zum Beispiel der PhaST oder die MINT-Fachmodule der Reihungstests österreichischer Hochschulen im Einsatz. Auf Grundlage der Anforderungsanalysen und der Erfahrungen mit zahlreichen Aufgabengruppen im MINT-Bereich hat ITB nun den BT-MINT und den ITB-NAWI entwickelt. Der BT-MINT enthält ein Kenntnismodul und drei fachspezifische Fähigkeitsmodule und der ITB-NAWI ein allgemeines sowie drei fachspezifische Fähigkeitsmodule. Beide Tests erfassen wichtige Kompetenzbereiche für ein erfolgreiches MINT-Studium.

Die Prognosekraft und allgemeine Güte des BT-MINT wurde bereits in drei Studien mit Schüler*innen der Oberstufe und Studierenden der Chemie und Physik bestätigt. Der ITB-NAWI wurde und wird in den Jahren 2020 und 2021 während der Corona-Pandemie via Proctoring in der Studierendenauswahl von Hochschulen in Österreich und der Schweiz sowie einer deutsche kassenärztliche Vereinigung erfolgreich verwendet. Beide Tests können unter Aufsicht online, an festen Testtagen im Jahr, in Testzentren oder von zu Hause aus mit Proctoring abgelegt werden.

Hier finden Sie weitere Informationen zum BT-MINT.  Näheres zum ITB-NAWI erfahren Sie hier.

Wie können BT-MINT und ITB-NAWI in der konkreten Situation der MINT-Studiengänge helfen?

MINT-Studiengänge, die mehr Studienbewerber*innen als Plätze haben und die bisher anhand der Abiturnote vergeben wurden, können die Prognosekraft ihres Auswahlverfahrens durch die zusätzliche Verwendung des BT-MINT oder ITB-NAWI steigern und so die Zahl von gut geeigneten MINT-Studierenden erhöhen.

Außerdem wird dadurch geeigneten Personen ein Studium ermöglicht, die aufgrund ihrer Abiturnote keinen Studienplatz bekommen hätten. Sowohl beim BT-MINT als auch beim ITB-NAWI handelt es sich um vollständig standardisierte und strukturierte Verfahren, die die fachspezifische Eignung überprüfen. Damit entsprechen sie voll und ganz den Forderungen der zum Teil neuen Gesetzeslage.

Ein Großteil der MINT-Studiengänge ist derzeit noch nicht in der Situation, Studierende auswählen zu können oder die Zulassung zu begrenzen. Dennoch können auch diese Studiengänge von einem standardisierten Verfahren profitieren, dass den Studieninteressierten eine umfassende Rückmeldung zu ihren fachspezifischen Kompetenzen gibt:

  • Gutes Abschneiden kann Interessierte zusätzlich motivieren, sich für ein bestimmtes MINT-Fach zu entscheiden.
  • Bei mittelmäßigen Testleistungen können die Teilnehmenden dazu bewegt (bzw. verpflichtet) werden, studienbegleitende Unterstützungsmaßnahmen (wie zum Beispiel Vorkurse in Mathematik) in Anspruch zu nehmen.
  • Auch schwächere  Testergebnisse liefern wertvolle Hinweise, zum Beispiel wenn sie die Reorientierung zu einem besser passenden Studiengang anstoßen.
  • Durch eine Erfassung der fachspezifischen Studierfähigkeit können Universitäten zudem überprüfen, wie sich die fachliche Eignung der Studienanfänger*innen im Zeitverlauf entwickelt.
  • Heublein, U., Ebert, J., Hutzsch, C., Isleib, S., König, R., Richter, J., & Woisch, A. (2017). Zwischen Studienerwartungen und Studienwirklichkeit. Forum Hochschule, 1|2017.
  • Heublein, U., Richter, J., & Schmelzer, R. (2020). Die Entwicklung der Studienabbruchquoten in Deutschland. DZHW Brief, 3|2020.
  • Klöpping, S., Scherfer, M., Gokus, S., Dachsberger, S., Krieg, A., Wolter, A., Bruder, R., Ressel, W. & Umbach, E. (Eds.) (2017). Studienabbruch in den Ingenieurwissenschaften: Empirische Analyse und Best Practices zum Studienerfolg. Herbert Utz Verlag.

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