Autor: Jennifer Hampel
Wie kann die Güte von Eignungsdiagnostik und Online-Assessments beurteilt werden?
Viele Unternehmen setzen eignungsdiagnostische Instrumente und psychologische Verfahren ein, um geeignetes Personal auszuwählen oder bestehende Arbeitnehmer gezielt entwickeln zu können. Die Güte der eingesetzten Tools ist ausschlaggebend für den Erfolg der zu verfolgenden Maßnahme. Doch wie kann die Qualität von Eignungsdiagnostik und Online-Assessments beurteilt werden?
Es gibt in der Psychologie eine Reihe von Kennwerten anhand derer die Qualität solcher Verfahren gemessen werden kann. Beispielsweise existiert eine Norm, die sogenannte DIN 33430, die Anforderungen an Verfahren und deren Einsatz bei berufsbezogenen Eignungsbeurteilungen beschreibt und zusammenfasst. Dort werden Qualitätsmerkmale wie Objektivität, Reliabilität, Validität und Normierung ausdifferenziert.
Doch was verbirgt sich hinter den einzelnen Begriffen?
Objektivität
Objektivität beschreibt, inwiefern ein Instrument von äußeren Rahmenbedingungen (zeitliche Einflüsse, Einflüsse eines Testleiters etc.) unabhängig ist. Dabei wird u. a. betrachtet, ob Maßnahmen für eine standardisierte Durchführung ergriffen werden, ob eine Auswertung eindeutigen Regeln unterliegt und ob die Interpretation von Ergebnissen unabhängig von der Person zu gleichen Schlüssen führt.
Reliabilität
Dies ist ein Maß für die Beurteilung der formalen Genauigkeit eines Verfahrens. Damit ist gemeint, dass das Testergebnis nicht durch zufällige Fehler verursacht wurde. Bei einer wiederholten Messung (unter sonst gleichen Bedingungen) müsste also ein sehr ähnliches Messergebnis erzielt werden. Darüber hinaus wird mit der Reliabilität auch gemessen, ob die in einem Verfahren genutzten Fragen, das gleiche Merkmal messen. Stellen wir uns vor, dass eine Körperwaage bei direkt hintereinander folgenden Benutzungen durch dieselbe Person unterschiedlichste Gewichte anzeigt: Die Waage ist nicht präzise und nicht reliabel.
Validität
Hierbei steht die Gültigkeit der Ergebnisse im Vordergrund. Konkret geht es um die Frage, ob wir mit unserem Instrument tatsächlich das gemessen haben, was wir zu messen vorgeben. Ein Beispiel: Misst der eingesetzte Test zur Erfassung der analytischen Fähigkeiten tatsächlich die Intelligenz? Zur Beantwortung dieser Frage stehen unterschiedliche Methoden zu Verfügung. Diese reichen von Expertenurteilen bis hin zur ausführlichen statistischen Analyse. Wieder ein Beispiel: Eine Präzisionswaage wird eingesetzt, um die Intelligenz eines Benutzers zu messen. Reliabel ist die Waage vielleicht; die Messungen können aber nicht valide über die Intelligenz des Benutzers Auskunft geben.
Die folgende Grafik (Abb. 1) veranschaulicht beide Kennwerte: Der wahre Wert ist zum Beispiel das tatsächliche Körpergewicht. Erfasst wird der Messwert, der mehr oder weniger stark dem wahren Wert entspricht. Je näher wahrer Wert und Messwert übereinstimmen, desto besser ist die Waage… oder übertragen auf die Eignungsdiagnostik: umso besser ist der Test.
Normierung
Die Normierung zählt nicht zu den „klassischen“ Gütekriterien. Jedoch ist es in der betrieblichen Praxis häufig wichtig, einen Referenzrahmen zu schaffen. Dies wird realisiert, indem das individuelle Ergebnis auf die Ergebnisse einer spezifischen Vergleichsgruppe bezogen wird. So kann Azubi A beispielsweise herausfinden, wie gut er im Vergleich zu anderen Azubis seines Bereiches abgeschnitten hat.