Individuelles Grenzmanagement im Homeoffice

individuelles Grenzmanagement in Homeoffice
individuelles Grenzmanagement in Homeoffice

Von Leonie Gimmler

Das Homeoffice ermöglicht einerseits zeitliche und räumliche Flexibilität und kommt damit den Bedürfnissen vieler Erwerbstätiger entgegen. Andererseits verschwimmen dadurch die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben immer mehr, da spezifische Zeiten und Orte zur Trennung von arbeitsbezogenen und privaten Rollen fehlen. Das hat eine Zunahme von Konflikten zwischen Arbeit und Familie sowie ein allgemein erhöhtes Stresslevel bei Erwerbstätigen zur Folge.

Demnach ist für Heimarbeitende mehr Selbstorganisation notwendig, um zeitliche, räumliche und mentale Grenzen zwischen Arbeits-und Privatleben zu schaffen und zu verteidigen und damit das individuelle Wohlergehen zu erhöhen. Wie also sollten Erwerbstätige mit den gestiegenen Anforderungen an das individuelle Grenzmanagement umgehen? 

Individuelle Präferenzen in der Grenzsetzung zwischen Berufs- und Privatleben

Menschen unterscheiden sich in ihrer persönlichen Präferenz dafür, zu welchem Ausmaß sie Arbeits- und Privatleben und einhergehende Rollen trennen oder kombinieren möchten. Die einen sind bestrebt, Gedanken und Verhaltensweisen, die mit dem einen Bereich verbunden sind, von dem anderen Bereich möglichst fern zu halten. Andere Menschen ziehen es dagegen vor, häufig zwischen beruflichen und privaten Rollen zu wechseln und so die Grenze zwischen diesen verschwimmen zu lassen 

Für ein gelungenes individuelles Grenzmanagement ist es wichtig, die Präferenzen der Arbeitnehmer zu berücksichtigten. Dabei sollte das Verhalten der Erwerbstätigen auf das Erreichen des bevorzugten Grades an Segmentierung ausgerichtet werden.

Taktiken für ein individuelles Grenzmanagement im Homeoffice

Arbeitnehmer können verschiedene Taktiken nutzen, um dem für sie jeweils passenden Grad der Grenzziehung zwischen Arbeits- und Privatleben möglichst nahe zu kommen. Diese Taktiken lassen sich in vier Bereiche unterteilen:

  • Temporale Taktiken umfassen die zeitliche Organisation von Arbeits- und Privatleben, wobei eine  klare Einteilung von bereichsspezifischen Zeitblöcken eine Trennung der Bereiche begünstigen kann. Dies kann beispielsweise durch das Einführen von Fokuszeiten umgesetzt werden, in welchen Arbeitnehmer nicht für private Belange oder Privatpersonen nicht für arbeitsbezogene Angelegenheiten kontaktiert werden dürfen. Die Zeiteinteilung sollte dabei regelmäßig reflektiert und entsprechend der bereichsspezifischen Bedarfe angepasst werden.
  • Verhaltensbasierte Taktiken zielen auf die Fokussierung auf einen Bereich bei gleichzeitiger mentaler Abgrenzung von dem anderen Bereich ab. Dabei unterstützen kann die Trennung privater und beruflicher Gegenstände wie Kalender, E-Mail Adressen und Handys sowie die Manipulation von Erreichbarkeiten. So kann beispielsweise die Verwendung eines Diensthandys bei gleichzeitigem Aus- oder Lautlosschalten des privaten Mobiltelefons vor Ablenkung aus dem Privatleben schützen und eine Fokussierung auf den Arbeitsbereich ermöglichen. Andersherum kann die Trennung von privater und dienstlicher E-Mail Adresse dazu beitragen, arbeitsbezogene Störungen in der Freizeit zu vermeiden.
  • Physische Taktiken zielen auf eine räumliche Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben ab. Diese kann nicht nur durch das Maximieren der physischen Distanz zwischen Arbeitsort und Freizeiträumlichkeiten, sondern auch durch das Errichten physischer Grenzen wie geschlossene Türen zwischen diesen Orten erreicht werden.
  • Kommunikative Taktiken beinhalten eine klare Kommunikation von Erreichbarkeiten an Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte sowie an mit dem Freizeitkontext assoziierte Personen. Ziel sollte es sein, deren Erwartungen an die eigene Erreichbarkeit bewusst einzugrenzen. Darüber hinaus kann im Falle einer Grenzüberschreitung eine Konfrontation der Trennung von Berufs- und Privatleben langfristig dienlich sein.

Individuelles Grenzmanagement im Homeoffice hat positive Auswirkungen

Eine klare Grenzsetzung zwischen Berufs- und Privatleben hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit sowie das Wohlbefinden von Erwerbstätigen. Empirische Studien zeigen außerdem, dass die Verwendung der beschriebenen Taktiken Grenzverletzungen sowie Konflikte zwischen Arbeit und Familie verringert. Darüber hinaus zeigen sich positive Effekte auf die individuelle Zufriedenheit sowie das Engagement der Arbeitnehmer Der Einsatz mehrerer Taktiken führt dabei zu synergetischen Effekten. Besonders wirksam sind die Taktiken dann, wenn ihre Verwendung mit den Präferenzen des Einzelnen übereinstimmt.

In Anbetracht der steigenden Anzahl an Arbeitnehmern im Homeoffice sowie der zukünftigen Relevanz von Heimarbeit in der modernen Arbeitswelt wird effektives individuelles Grenzmanagement immer bedeutsamer. Deshalb ist es für Arbeitnehmer wichtig, ihre persönlichen Präferenzen sowie effektive Taktiken zur Trennung von Arbeits- und Privatleben zu kennen und diese entsprechend ihrer Präferenzen in individuellem Umfang einzusetzen.