Methode: Anforderungsanalyse

Unter dem Begriff der Anforderungsanalyse werden Methoden zusammengefasst, mit deren Hilfe relevante Anforderungen an eine Tätigkeit gesammelt und sogenannte Anforderungsprofile erstellt werden. Vergleichsweise überschaubar hinsichtlich ihres Aufwands und daher in der betrieblichen Praxis am weitesten verbreitet sind die Critical Incident Technik sowie die Direkteinschätzung von Anforderungen.

Anforderungsanalysen bilden den Ausgangspunkt für eine fundierte und aussagekräftige psychologische Diagnostik. Je präziser und umfassender die Anforderungen an eine berufliche Tätigkeit beschrieben sind, desto zielgenauer lassen sich diese mit entsprechenden Verfahren im Auswahl- bzw. Diagnostikprozess untersuchen.

Die Wahl der Analysemethode sollte sich an der Einfachheit bzw. Kompliziertheit der betrachteten Tätigkeit orientieren. So lassen sich eher einfach strukturierte Tätigkeiten, z. B. in der Produktion, mit standardisierten Fragebogeninstrumenten systematisch beschreiben, woraus dann Kompetenzen zur erfolgreichen Erledigung abgeleitet werden können. Für kompliziertere Tätigkeiten und Stellen mit Führungsaufgaben empfehlen sich dagegen offenere Verfahren.

Als bekanntestes Verfahren zur Anforderungsanalyse kann die auf Flanagan zurückgehende Critical Incident Technik gelten. Hierbei werden unter Einbindung verschiedener Perspektiven auf die interessierende Tätigkeit zunächst kritische Situationen gesammelt, deren Bewältigung für den Erfolg bei dieser Tätigkeit maßgeblich sind. Danach werden die hierfür nötigen Anforderungen ermittelt und hinsichtlich ihrer Mindestausprägung beschrieben, was oft qualitativ über Expertenurteile erfolgt.

Weniger aufwändig sind Direkteinschätzungen von Anforderungen. Hierbei werden Personen, die die interessierende Tätigkeit sehr gut kennen, in strukturierter Form direkt zu den damit verbundenen Anforderungen befragt. Für eine weitgehend objektive Einschätzung empfiehlt sich die Befragung nicht nur eines, sondern mehrerer Arbeitsplatzexperten. Auf diese Weise lässt sich auch sicherstellen, dass nicht nur aktuelle, sondern auch in der Zukunft relevante Anforderungen berücksichtigt werden.

Der Vollständigkeit halber seien auch ergänzende Informationsquellen für die Anforderungsanalyse genannt. Hier kommen Stellenbeschreibungen oder vorliegende Stellenanzeigen in Betracht. Je nach Tätigkeit können auch Beobachtungen bei der Arbeitsausführung oder die Bewertung von Arbeitsergebnissen ergänzende Hinweise liefern.

Literatur

  • Kanning, U. P. (2013). Formalisierte Verfahren für Anforderungsanalysen. In W. Sarges (Hrsg.), Management-Diagnostik (4. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
  • Schuler, H. (2014). Arbeits- und Anforderungsanalyse. In H. Schuler & U. P. Kanning (Hrsg.), Lehrbuch der Personalpsychologie (3. Aufl.), Kap. 3, S. 61-97. Göttingen: Hogrefe.