Studierendenauswahl in Zeiten von Corona

Studeirendenauswahl in Zeiten von Covid-19: Bild einer Frau, blickt interessiert auf Laptop
Studeirendenauswahl in Zeiten von Covid-19: Bild einer Frau, blickt interessiert auf Laptop

In 2020 wollten 13 000 Personen ungeachtet der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie den sogenannten „Medizinertest“ (TMS) ablegen, um ihre Chancen auf einen Studienplatz in medizinischen Studiengängen zu verbessern. Auch für andere beliebte Studiengänge war es unumgänglich, Auswahlverfahren durchzuführen – den erschwerten Bedingungen zum Trotz. Doch wie gestaltet man Auswahlverfahren für Hochschulen in Zeiten, in denen sich keine größeren Gruppen versammeln dürfen und die Reisemöglichkeiten eingeschränkt sind?

Auf diese Frage haben wir im vergangenen Frühjahr verschiedene Antworten gefunden:

  1. Durchführung vor Ort mit entsprechenden Hygienekonzepten und geringeren Teilnehmerzahlen pro Termin, dafür mehr Termine
  2. Digitale Lösungen für Interviews und Testverfahren, z. B. Beaufsichtigung mit sogenanntem Proctoring, so dass eine Durchführung von zuhause möglich ist
  3. Hybridkonzepte: Teilnehmende haben die Wahl zwischen Testungen vor Ort oder Testdurchführung mit Proctoring

1. Durchführung vor Ort mit Hygienekonzept

Bei bestimmten Projekten wie dem TMS kann die Durchführung vor Ort in einem Testzentrum aufgrund der hohen Teilnehmerzahlen nicht in der Kürze der Zeit durch andere Lösungen zu ersetzt werden. In diesen Fällen liegt das Hauptaugenmerk auf entsprechenden Hygienekonzepten. Außerdem ist es ratsam, das gesamte Verfahren auf mehrere Testtage zu verteilen und so zu entzerren. Dabei muss sichergestellt sein, dass die Ergebnisse der verschiedenen Testtage miteinander vergleichbar sind, und dass die Hygienemaßnahmen nicht die Bearbeitung des Tests beeinflussen.

Mehr zum Thema: Der Test für medizinische Studiengänge im Corona Jahr – challenge accepted.

2. Proctoring und digitale Auswahlverfahren

Insbesondere für Studieneignungstests eignet sich das sogenannte Proctoring. Dabei wird der Test mit Beaufsichtigung von zuhause aus durchgeführt. Die Beaufsichtigung erfolgt durch speziell geschulte Proctoren über Bildschirmteilung, Webcam und Mikrofon. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass der Test als Onlinetest vorliegt und am PC bearbeitet werden kann. Wir haben für die Durchführung mit Proctoring entsprechende Testverfahren erstellt.

Darüber hinaus hat die Pandemie auch die (Weiter-)Entwicklung von digitalen Lösungen für mündliche Auswahlverfahren und Assessment Center gefördert. So konnte 2020 zum Beispiel auch das mündliche Auswahlverfahren der Bucerius Law School rein digital durchgeführt werden.

3. Hybridkonzepte

Bei Hybridkonzepten werden Auswahlverfahren, vor allem Studierfähigkeitstests, sowohl vor Ort mit den entsprechenden Hygienekonzepten als auch über Proctoring von zuhause angeboten. Die Teilnehmenden können dann die für sie passende Durchführungsart wählen. Zudem ermöglichen Hybridkonzepte die durch die Reduzierung der Testplätze ggf. fehlenden Kapazitäten vor Ort über die Testung mit Proctoring aufzufangen. Solche Konzepte stellen besondere Anforderungen an die Vergleichbarkeit beider Durchführungsarten, die bei entsprechend sorgfältiger Planung durchaus hergestellt werden kann, wie wir  z. B. in einer Studie zum TM-WISO nachweisen konnten¹. Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf, wenn Sie mehr über unsere Studien erfahren möchten.

Warum notenunabhängige Kriterien in Zeiten von Corona besonders wichtig sind

Durch die Pandemie sind Abschlussnoten (z. B. Abiturnoten, Bachelornoten) vermutlich weniger vergleichbar als vorher. Gründe, davon auszugehen gibt es jedenfalls viele: unterschiedlich gute digitale Lehre, unterschiedlicher guter Zugang zu digitalen Lernmöglichkeiten, unterschiedliche Regelungen zu Präsenzunterricht oder einfach nur die unterschiedliche Situationen zuhause während der Lockdowns. Umso wichtiger sind daher notenunabhängige Kriterien, die bei der Studierendenauswahl zum Tragen kommen. Die Ergebnisse von Studieneignungstests oder standardisierten mündlichen Auswahlverfahren sind solche notenunabhängige Kriterien, die gesetzlich verankert sind und insbesondere für zulassungsbeschränkte Studiengänge gefordert werden.

¹ Stegt, S. J. & Hofmann, A. (2020). Eignungstests in der Coronapandemie: Fachspezifische Onlinetests mit Proctoring zur Auswahl von Bachelor- und Masterstudierenden. Qualität in der Wissenschaft, 14(3), 84-90.