Systemische Personalentwicklung in der eignungsdiagnostischen Praxis

Komplexität, Unsicherheit, Volatilität prägen die Anforderungen, die an Führungskräfte und Mitarbeiter:innen gestellt werden. Unter welchen Rahmenbedingungen werde ich arbeiten? Was muss ich dafür an Kompetenzen mitbringen und fachlich können? Wie kann ich sinnhaft und selbstverantwortlich arbeiten?

Es ist dabei wichtig, die eigenen Ressourcen zu kennen, seine Stärken auszubauen und die eigenen Potenziale zu entwickeln. Systemische Personalentwicklung setzt genau da an und fokussiert mit systemisch-ausgerichteten Verfahren (Systemische Development Days) auf die persönliche Entwicklung – dabei werden auch die individuellen Vorstellungen von Beruf und Karriere mitberücksichtigt.

Ebenso profitieren Organisationen von einem systemischen Ansatz. Die Unternehmenskultur wird durch die Etablierung einer offenen Feedbackkultur gestärkt. Auch wird ein Rahmen geschaffen, indem alle Beteiligten auch in unsicheren Zeiten und dynamischen Kontexten sicher agieren.

In diesem Beitrag:

Was sind Systemische Development Days?

In der Personalentwicklung sind Systemische Development Days ein Verfahren zur individuellen Standortbestimmung mit einem hohem Grad an Selbstverantwortung der Teilnehmenden. Sie stellen eine Kombination aus Diagnostik, Training, Selbstlernen und Coaching dar. Sie basieren auf zentralen systemischen Prinzipien wie Ressourcenorientierung, Transparenz, Wertschätzung, Zirkularität – und eben Selbstverantwortung.

Bei der Erfassung und Entwicklung von Potenzial setzt traditionsgemäß die Personalentwicklung an, unter anderem mit eignungsdiagnostischen Verfahren. Fundierte diagnostische Verfahren, wie Development Center, helfen bei der Einschätzung von Potenzial, sowie der Identifikation von Stärken und Lernfelder eines Mitarbeiters und unterstützen die Platzierung bei Vakanzen.

Wie in „klassischen“ Assessment Centern oder Development Centern auch, werden in Systemischen Development Days Teilnehmende in verschiedenen beruflich relevanten Situationen beobachtet. Während jedoch in einem Development Center in der Regel die Anforderungen einer möglichen Position auf der nächsthöheren Ebene der Bewertungsmaßstab sind, gilt bei einem Systemischen Development Day ein intraindividueller Maßstab – es werden individuelle Stärken und Lernfelder der Teilnehmenden identifiziert. Diese Individualperspektive erhöht die Akzeptanz für Rückmeldungen sowie die Bereitschaft, daraus zu lernen.

Wie sieht die Umsetzung in der Praxis aus?

Praxisbeispiel: Systemische Personalentwicklung im Lebensmittelgroßhandel („Orientation Day“)

  • Entwicklung des Verfahrens durch Berater der ITB Consulting und HR-Vertreter des Kunden in enger Abstimmung
  • Business-relevante Bedürfnisse des Kunden optimal kombiniert mit psychologischem Know-How und Best Practices aus Diagnostik und Coaching
  • Abbildung beruflich relevanter Situationen in diagnostischen Elementen, z.B. in Rollenspiel und Gruppenarbeit, abgerundet mit systemischen Coaching-, Feedback- und Reflexionsrunden
  • Identifizierung der Stärken und Lernfelder, auch durch Selbstreflexion
  • Herausarbeiten des individuellen Profils durch die Teilnehmenden selbst anhand eines Selbstreflexionsbogens und eigene Visualisierungen (The „wall“)
  • Stärkung der Selbstverantwortung durch das eigenständige Verfassen eines kurzen Ergebnisberichts durch die Teilnehmenden selbst
  • Eigenständiges Herausarbeiten eines Entwicklungsplanes als Basis für Gespräche mit der eigenen Führungskraft zur weiteren Umsetzung (Fokus auf konkrete, alltagsnahe Entwicklungsmaßnahmen, die selbstverantwortlich umgesetzt werden können, keine Trainings)

Beispiel einer Gruppenübung im systemischen Development Day:

Vier Teilnehmende arbeiten in einer Gruppenübung zusammen. Im Anschluss reflektieren sie unter Beisein der Beobachtenden ihr Verhalten während der Gruppenarbeit („Reflecting Team“) und bekommen von den Beobachter: innen Feedback. Beobachtende haben einen aktiven Part, etwa in dem sie Tipps geben, eigene Erfahrungen teilen und auch von den Teilnehmenden lernen – sie nehmen daher eher die Rolle von „Mentor: innen“ denn von neutralen Beobachtenden ein. Die Mentor: innen sind entsprechend geschult und machen sich beispielsweise stets bewusst, dass sie Teil des Beobachtungsprozesses sind und mit ihrem eigenen Verhalten auch den Verlauf einer Übung mit beeinflussen („Zirkularität“).

Was macht Systemisches Feedback aus?

Systemisch Feedback geben

Jede Wahrnehmung hat Relevanz und verdient Wertschätzung. Das Feedback erfolgt multiperspektivisch und spontan. In einem Development Day erhalten die Teilnehmenden durch Beobachtende, Berater: innen und Kolleg:innen nach jeder Übung Rückmeldung.

Durch systemisches Feedback wird eine offene Feedbackkultur etabliert, die mehr Perspektiven als nur „schwarz“ oder „weiß“ bzw. „richtig“ oder „falsch“ kennt. Jede/r Teilnehmende wird als Experte seiner/ihrer selbst angesehen und kann für sich entscheiden, welche Rückmeldungen er oder sie im beruflichen Alltag umsetzen möchte.

Im Sinne der Ressourcenorientierung wird darauf geachtet, Stärken und Lernfelder in gleicher Zahl festzuhalten. Positives Verhalten wird verstärkt und Verbesserungswürdiges ermöglicht, sich neue Entwicklungsziele zu stecken. Am Ende werden basierend auf der Selbsteinschätzung der Teilnehmer: innen die drei persönlich am wichtigsten Stärken und Lernfelder herausgearbeitet. Im Sinne der Transparenz ist der/die Teilnehmende bei der „Beobachter“-Konferenz mit dabei – es wird nicht über eine Person gesprochen, sondern mit ihr.

Was fördern Systemische Development Days?

Wichtig ist: Systemische Development Days sind nicht primär als eine diagnostische Methode oder ein zu implementierendes PE-Instrument anzusehen. Sie tragen auch zur Entwicklung der Unternehmenskultur bei: Sie erfordern einen vertrauensvollen Umgang miteinander, eine wertschätzende Haltung sowie die Bereitschaft zu selbstverantwortlichen Handeln – und fördern diese gleichzeitig.

Was ist der Mehrwert für Organisationen?

Systemische Personalentwicklung

…. fördert die Selbstverantwortung der Teilnehmenden und zeigt individuelle Entwicklungspfade auf,

… etabliert eine offene Feedbackkultur und stärkt die Unternehmenskultur,

… gibt Orientierung im Umgang mit Volatilität und wechselhaften Zeiten.

Organisationen, die auf selbstverantwortlich agierende Mitarbeiter: innen und Führungskräfte setzen und eine wertschätzende Unternehmenskultur fördern, können auch in einem dynamischen und unvorhersehbaren Umfeld erfolgreich bestehen.

Sie interessieren sich für eine stärkenbasierte und systemisch ausgerichtete Entwicklung Ihrer Mitarbeiter:innen?

In praxisnahen Webinaren erhalten Sie Einblicke in unsere Systemischen Development Days:

Mit unserem Newsletter bleiben Sie auf dem Laufenden